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Es muß
etwa im Frühjahr 1994 gewesen sein, als endlich im Raum Mönchengladbach /
Heinsberg ein Guzzi-Händler seine Tore öffnete. Ich konnte mein Glück kaum
fassen, da der Chef und sein Schrauber auch noch nett und richtig gut drauf
waren! So dauerte es nicht lange und es trafen sich häufig die gleichen Leute
bei heißem Kaffee vor der Verkaufstheke beim Ralf (so hieß der Guzzist). Wir
lernten uns näher kennen und standen Ralf bald ständig auf den Füßen. Gemeinsam
mit Cheffe rollten wir die paar ollen Japsen von der Bühne um dort an unseren
Guzzis einfach mal zu gucken ob eine Vergasersynchronisation notwendig war. Da
die meisten Guzzi-Fahrer aber Selbstschrauber sind, standen die Dellortos meist
astrein. Ralf konnte nix verdienen, und die Japsenfahrer waren abends sauer,
weil immer noch keine neuen Kerzen drin waren. Darüber hinaus hielten wir auch
noch seinen Schrauber Guido von der Arbeit ab, der viel lieber mit uns quatschte
(fachsimpelte) als zu arbeiten (komischerweise fährt der heute Östereicher).
Da wir unseren lieben Händler nicht ruinieren wollten, (was uns leider dennoch
gelang) verabredeten wir (etwa 12 Italo-Fans) uns mitten im Winter 1994 im
Ratheimer Jägerhof zur Gründung von "irgendwas". Der Wirt hieß Hermann, war
ebenfalls Kunde bei Ralf und fuhr ein Guzzi-Gespann.
Schnell waren wir uns einig, keinen Verein (würg!) gründen zu wollen. Ein
Motorradclub schien uns auch noch zu "eng" und so gründeten wir einfach einen
Guzzi-Stammtisch Mönchengladbach/Kreis Heinsberg. Einmal im Monat trafen wir uns
zwanglos und, wie das immer so ist, bildete sich bereits nach kurzer Zeit ein
"harter Kern", der zum größten Teil bis heute aktiv dabei ist.
So fahren wir gemeinsam in die Saison und aus der Saison heraus. Viele Touren
führten uns durch die Ardennen, wo wir unser Mittagessen in einer völlig
runtergekommenen Frittenbaracke einnahmen und wir uns jedesmal fragten ob sich
mehr Fett in der Friteuse oder in der Frisur der Kartoffelverkäuferin befand.
Die Pommes waren dennoch spitze (Eine Abstimmung darüber würde ich glatt
verlieren) !
Kleinere Pannen waren selbstverständlich immer inbegriffen. So schmiß Lothar in
Belgien seine schöne Le Mans II unabsichtlich während der Fahrt auf den Asphalt
(angeblich war es glatt). Aufgrund ihres satten Drehmomentes dachte sie nicht im
Traum daran auszugehen. Wie vom Blitz getroffen rappelte sich Lothar mit ihr
hoch und gemeinsam liefen sie, wohl unter leichtem Schock, uns entgegen. Erst
nach vielen Metern fiel ihm die Möglichkeit ein, den Kraftschluß zwischen Motor
und Getriebe mittels dieser genialen Erfindung, der Kupplung, zu unterbrechen.
Er wäre sonst sicher den ganzen Weg zurückgelaufen (was hätten wohl die Zöllner
gedacht).
Unserem gewichtigsten Mitfahrer ist das Federbein seiner Pegaso nach dem
Aufsitzen durchgebrochen. Uns blieb nichts anderes übrig, als sie bei einem
belgischen Bauern stehen lassen. Da ich mit meinem Gespann unterwegs war, schien
der Rücktransport von unserem Dickerchen kein Problem. Nur der Bauer guckte
ziemlich blöd, als wir fragten ob wir meinen Gullideckel (Ballast im Boot) auch
bei ihm unterstellen könnten. Die Fahrt war dann doch eine ziemliche Ochserei
und meiner Cali wäre der Transport der Pegaso sicher leichter gefallen.
Wochenendfahrten zu Treffen, ein Kurzurlaub im Schwarzwald oder eine Fahrt nach
Italien standen bisher ebenso auf dem Programm, wie gemeinsames Schrauben.
Natürlich unterstützen wir uns gegenseitig, da es heutzutage auch unter
Italo-Fahrern Leute gibt, die zwei linke Hände und dann noch alles Daumen haben.
Dafür können die aber meistens andere schöne Sachen, z.B. eine Homepage
entwerfen, Schuhe besohlen, Formen gießen oder Autos verkaufen.
Viel Spaß machten uns auch die Weihnachtsfeiern und sonstigen Feste. Die erste
Feier fand mit reichlich Feuerzangenbowle und viel Bier noch im Guzziladen bei
Ralf statt. Wir haben den Rest der Nacht im Schaufenster geschlafen. Die
Rückfahrt am nächsten morgen (oder war es schon nachmittags) gestaltete sich für
viele sehr quälerisch. Meinen Beifahrer, ich lenkte den Benz seines Vaters,
mußte ich unterwegs mal kurz rauslassen, da er sich unbedingt alles nochmal
durch den Kopf gehen lassen mußte. Ich hoffe es ist niemand drauf ausgerutscht,
da es dummerweise mitten in einem kleinen Dorf, auf der obersten Treppe eines
Hauseinganges passiert ist !
Irgendwann dürstete uns nach Höherem und wir veranstalteten ein Treffen (booah!!).
Viel Vorbereitung war nötig, bis alles geplant und besorgt war. Wir hatten einen
tollen Pfadfinderplatz in Wegberg und das Gelände reichte etwa für 65 Zelte. Das
Resultat des Treffens ist schnell mitgeteilt, es regnete exakt nur einmal an
diesen beiden Tagen und wir lernten uns gegenseitig noch viel besser kennen. Das
schweißt zusammen! Über Gäste hätten wir uns, insbesondere aufgrund der vielen
Kilo Spaghetti Bolognese dennoch sehr gefreut.
Auf unserem zweiten Treffen, es war schönstes Wetter, wurde uns leider,
unmittelbar nach der Anreise der ersten Gäste die schöne Zeltwiese gekündigt.
Wir ließen uns die gute Laune dennoch nicht vermiesen (wir wohnten ja auch nicht
in Hannover) und feierten solange es ging. Am Sonntag machten wir mit den paar
Dagebliebenen eine schöne Ausfahrt und trauten unseren Augen kaum, als wir
wieder auf den Platz zurückkehrten. Er war gerammelt voll mit Italo-Moppeds,
einem Fiat Abarth, einem Alfa und einer Vespa. Es war eine tolle Entschädigung
für die "geplatzte" Party am Vorabend.
Ein weiteres Treffen haben wir leider bis heute nicht mehr hingekriegt. Wir
warten immer auf neue Leute, die uns mit viel Elan mitziehen und aufrappeln.
Da es unserem ersten Stammwirt vollkommen egal war, ob wir Guzzi fahren oder auf
Holzvögel schießen, sind wir mittlerweile, nach einigen Zwischenstopps, in
unserem jetzigen Stammtisch-Cafe gelandet. Im Frühjahr 2000 veranstalteten wir
dort ein schönes und gut besuchtes Italofrühstück. Unser Wirt hatte mächtig
aufgetischt und es fanden sich `ne Menge nette Leute ein.
Was bleibt sonst noch über uns zu sagen?
Ach ja:
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leider sind fast nur Männer vertreten; wir sind sehr altersgemischt, aber
dafür alle im besten Alter
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der Guzzi-Stammtisch ist nunmehr ein Italo-Stammtisch (gibt ja noch andere
geile Mopeds aus Italien!)
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wir treffen uns seit einiger Zeit zwanglos jeden 1. und 3. Mittwoch im
Monat, um ca. 20.00 Uhr
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es
gibt leider keinen netten Italo-Laden mehr zwischen Mönchengladbach und
Heinsberg
wir
freuen uns über jeden neuen Italo-Fan!
der Italo-Stammtisch
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